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Nachhaltigkeitsbericht: Verpflichtend in Deutschland?

André Klages , Creative Director

Seit April 2017 gilt in Deutschland das CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz (kurz CSR-RUG), das bestimmte Unternehmen dazu verpflichtet, gewisse Nachhaltigkeitsinformationen offenzulegen. Ganz gleich, ob verpflichtend oder nicht: Die Stakeholder Ihres Unternehmens erwarten in der heutigen Zeit von Unternehmen, dass sie sich nachhaltig engagieren – und möchten dementsprechend darüber informiert werden. Ab 2024 gelten dazu gänzlich neue Gesetze. Wir fassen für Sie Status quo und Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung zusammen.

 

Inhaltsverzeichnis:

  1. Nachhaltigkeitsberichtspflicht: Wer ist betroffen?
  2. Welche Form muss ein Nachhaltigkeitsbericht haben?
  3. Nachhaltigkeitsbericht: Inhalt und weitere Vorgaben
  4. Pflicht für den Nachhaltigkeitsbericht in Zukunft
  5. Wie profitieren Unternehmen von einem Nachhaltigkeitsbericht?
  6. Nachhaltigkeitsberichterstattung in Deutschland: Zusammenfassung

 

Nachhaltigkeitsberichtspflicht: Wer ist betroffen?

Das CSR-RUG regelt, wer zu welcher Form der Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet ist. CSR – bzw. Corporate Social Responsibility – und Nachhaltigkeit sind dabei gleichbedeutend zu verstehen und meinen den Beitrag, den ein Unternehmen zum Wohle der Gesellschaft leistet. Nachhaltigkeit bezieht sich hier nicht nur auf die Umwelt, sondern ist vielmehr als Oberbegriff zu verstehen, der ebenso Soziales, Arbeitnehmerbelange oder Diversität beinhaltet. 

Zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet sind Unternehmen, die:

  • einen Umsatz höher als 40 Millionen Euro oder eine Bilanzsumme höher als 20 Millionen Euro aufweisen können,
  • mehr als 500 Mitarbeiter haben und kapitalmarktorientiert sind, genauso wie 
  • Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften – ganz gleich, ob börsennotiert oder nicht. 

Indirekt können aber noch weitere Unternehmen zu Auskünften über ihre Nachhaltigkeit angehalten werden: Häufig erwarten die von der Pflicht betroffenen Unternehmen, dass bspw. ihre Lieferanten ihre CSR-Informationen an die Großbetriebe weitergeben, damit diese entlang der Supply Chain aufzeigen können, inwieweit sie sich nachhaltig engagieren. Tochterunternehmen müssen wiederum nicht berichten – sofern sie bereits in dem Lagebericht des Mutterunternehmens mit berücksichtigt werden.

 

Welche Form muss ein Nachhaltigkeitsbericht haben?

Nach bisheriger Gesetzgebung gibt es für den Nachhaltigkeitsbericht kein vorgegebenes Format. Unternehmen sind frei in der Entscheidung, ob sie die nichtfinanziellen Informationen in den Lagebericht integrieren oder einen separaten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen. Für die Ausgestaltung des Berichtes gibt es nationale und internationale Rahmenwerke, an denen sich Unternehmen orientieren können – aber nicht müssen. Beide Entscheidungen müssen sie jeweils erklären und begründen. 

Folgende Rahmenwerke eignen sich zur Orientierung:

  • UN Global Compact (UNGC)
  • ISO 26000
  • EMAS (Eco Management and Audit Scheme)

Alle in Deutschland vorhandenen Bedingungen der Berichtspflicht werden im Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) berücksichtigt. Dieser definiert 20 Kriterien, die Unternehmen mit Blick auf Ökologie, Soziales und Unternehmensführung Orientierung bieten – und als Rahmen für ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung dienen können. Ebenfalls eine ideale Grundlage bietet die Global Reporting Initiative (GRI), dessen Richtlinien das Nachhaltigkeitsmanagement und -controlling in Unternehmen unterstützt.  

 

Nachhaltigkeitsbericht: Inhalt und weitere Vorgaben

Der Nachhaltigkeitsbericht muss vom Aufsichtsrat überprüft werden – nicht jedoch inhaltlich, sondern nur, ob er überhaupt vorliegt. Genauso wie der Konzernlagebericht muss der Nachhaltigkeitsbericht innerhalb von vier Monaten nach dem Bilanzstichtag veröffentlicht werden. Werden diese Fristen nicht eingehalten, drohen je nach Umsatz und Gewinn des Unternehmens Bußgelder von bis zu 10 Millionen Euro. 

Inhaltlich müssen mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung nichtfinanzielle Informationen zu bestimmten Themen mitgeteilt werden, die in erster Linie das Wohlergehen von Mitarbeitern und der Gesellschaft sicherstellen.

Offenlegungspflichtige Informationen sind unter anderem:

  • Achtung der Menschenrechte
  • Umgang mit Diversität, insbesondere mit Blick auf die Zusammensetzung der Unternehmensführung, der Kontrollgremien und des Aufsichtsrats
  • Umgang mit Korruption
  • Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerinteressen
  • Zielsetzungen für mehr Nachhaltigkeit

Eine vollständige Liste bietet der Deutsche Nachhaltigkeitskodex, der einerseits aufschlüsselt, welche Informationen im Rahmen des CSR-RUG oder der EU-Taxonomie verpflichtend sind und welche darüber hinaus empfohlen werden. 

 

Pflicht für den Nachhaltigkeitsbericht in Zukunft

Im April 2021 hat die EU-Kommission umfassende Änderungen an der Nachhaltigkeitsberichterstattung vorgeschlagen – eingebettet in die sogenannte Corporate Social Responsibility Directive (CSRD). Dem Entwurf nach sollen die neuen Vorgaben für Berichte gelten, die ab dem 1. Januar 2024 veröffentlicht werden, wahrscheinlicher ist es aber, dass sie erst für die Berichtsperiode für das Jahr 2024 gelten werden. 

Die Direktive sieht vor, dass einerseits mehr Unternehmen zur Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts verpflichtet werden und sein Inhalt durch EU-Standards vereinheitlicht wird. 

Die vorgesehenen Änderungen sind unter anderem: 

  • Berichtspflicht wird erweitert: Künftig sollen alle Unternehmen zu einem Nachhaltigkeitsbericht verpflichtet werden, die zwei der drei folgenden Kriterien erfüllen: Bilanzsumme von mindestens 20 Millionen Euro, Nettoumsatzerlöse von mindestens 40 Millionen Euro oder mindestens 250 Beschäftigte. Und: Sofern eine Kapitalmarktorientierung vorliegt, sollen kleine und mittlere Unternehmen mit zehn oder mehr Mitarbeitern ab 2026 dazu verpflichtet werden.
  • EU-Standards werden eingeführt: Ab Oktober 2022 sollen verbindliche EU-Nachhaltigkeitsstandards gelten. Kapitalmarktorientierte kleine und mittlere Unternehmen erhalten wiederum eigene Standards. 
  • Inhalte werden erweitert: Künftig sollen die grünen Finanzkennzahlen der EU-Taxonomie mitberücksichtigt werden – und Unternehmen sollen berichten, inwieweit die Unternehmen ökologisch nachhaltigen Wirtschaftstätigkeiten nachgehen.
  • Format wird festgelegt: Ab 2024 sollen Unternehmen den Nachhaltigkeitsbericht in ihren Lagebericht integrieren. Ihn stattdessen separat zu veröffentlichen ist in dem Fall nicht mehr möglich – außer es passiert zusätzlich zur Veröffentlichung im Lagebericht, um besondere Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken.
  • Prüfung: Anders als bisher soll künftig der Wirtschaftsprüfer oder ein unabhängiger Dienstleister die Inhalte des Nachhaltigkeitsberichts prüfen. 

Ob die CSR-Direktive tatsächlich in dieser Form durchgesetzt wird, wird sich voraussichtlich noch 2022 entscheiden. Das Europäische Parlament sowie die Mitgliedstaaten werden den endgültigen Gesetzestext aushandeln. 

 

Wie profitieren Unternehmen von einem Nachhaltigkeitsbericht?

Ein Nachhaltigkeitsbericht kann für Unternehmen eine echte Chance sein – und ist damit nicht nur berichtspflichtige Unternehmen interessant. Denn: Unsere Gesellschaft wird immer sensibler für soziale Themen und es zeichnet sich ab, dass langfristig gerade die Unternehmen erfolgreich werden oder bleiben, die sich über ihre eigenen Interessen heraus für das Wohl der Menschheit engagieren.

Mitarbeiter, Geschäftspartner und Kunden achten immer mehr darauf, für oder mit wem sie zusammenarbeiten – und nachhaltiges Engagement spielt dabei eine immer größere Rolle. Unternehmen, die sich ernsthaft für Themen wie Diversität, Menschenrechte oder Umweltschutz einsetzen, werden es künftig leichter haben, verschiedene Stakeholder von sich zu überzeugen – das gilt genauso am Aktienmarkt. 

In Wirtschaftlichkeit übersetzt bedeutet das, dass Unternehmen es einfacher haben werden, sich Kapital zu beschaffen, Kostenstrukturen schlank zu halten und höhere Umsätze zu erzielen. 

Der Nachhaltigkeitsbericht ist für die Stakeholder ein guter Indikator, um die Bemühungen des Herausgebers nachvollziehen zu können. Die Finanzsituation gibt einen guten Einblick in den Status quo des Unternehmens – dessen Umgang mit der Umwelt zeigt aber, wohin es sich künftig bewegen wird.

 

Wir unterstützen Sie bei Ihrem Nachhaltigkeitsbericht

Mit Ihrem nächsten Nachhaltigkeitsbericht haben Sie die Chance, Ihre Stakeholder von der Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens zu überzeugen. Als Agentur mit 50 Jahren Erfahrung in der Finanzkommunikation haben wir bereits diverse Nachhaltigkeits- und Geschäftsberichte umgesetzt und wissen um die Finessen und die Herausforderungen in ihrer Entwicklung – im Print genauso wie in der digitalen Umsetzung. Möchten Sie die steigende Bedeutung eines Nachhaltigkeitsberichts für sich nutzen, freuen wir uns auf Ihre Anfrage.

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Nachhaltigkeitsberichterstattung in Deutschland: Zusammenfassung

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Deutschland befindet sich im Wandel. Bis 2024 sind nur die größten deutschen Unternehmen zu ihr verpflichtet – wer aber enge Beziehungen zu seinen Stakeholdern aufbauen oder pflegen möchte, sollte ihnen zeigen, wie er sich für unsere Gesellschaft und Umwelt engagiert. Der Nachhaltigkeitsbericht ist dafür ideal. Rahmenwerke wie der Deutsche Nachhaltigkeitskodex helfen dabei schon heute, ab 2024 gelten EU-weite Standards. Zeit, sich mit der Zukunft unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen – und damit auch die eigene Wirtschaftlichkeit zu steigern. 

 

FAQs

Was ist ein CSR-Report?

Ein CSR-Bericht gibt Auskunft über die Tätigkeiten, die ein Unternehmen in Verantwortung gegenüber unserer Gesellschaft unternimmt – die einen positiven Effekt auf uns alle haben. Der Bericht wird häufig ergänzend zum finanzgetriebenen Lagebericht erstellt, um den Stakeholdern eines Unternehmens aufzuzeigen, inwieweit es sich für die Gesellschaft engagiert und in unsere gemeinsame Zukunft investiert. 

Wer muss einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen?

In Deutschland sind derzeit nur besonders große Unternehmen zu einem Nachhaltigkeitsbericht verpflichtet: mit einer Bilanzsumme von über 20 Mio. Euro, mehr als 40 Mio. Euro Umsatz, mit mehr als 500 Mitarbeitern und Kapitalmarktorientierung und Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften. Ab 2024 werden außerdem viele kleinere Unternehmen dazu verpflichtet. 

Warum ist ein Nachhaltigkeitsbericht sinnvoll? 

Die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens wird mehr und mehr dadurch bestimmt, wie nachhaltig es agiert – sei es in Bezug auf die Umwelt, auf die Arbeitnehmerrechte oder gegen Korruption. Der Nachhaltigkeitsbericht gibt darüber Auskunft und kann so Vertrauen schaffen bei Anlegern, Mitarbeitern, Journalisten, Geschäftspartnern oder Kunden. Das wirkt sich langfristig ebenso positiv auf die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens aus.  

Was sind GRI-Standards?

Die Global Reporting Initiative (GRI) hat Standards definiert, nach denen Unternehmen ihr Nachhaltigkeitsmanagement und -controlling ausrichten können. Gleichzeitig sind sie die ideale Grundlage für die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen und dienen als Rahmenwerk für die Erstellung von eben solchen Nachhaltigkeitsberichten. Sie sind aber nicht verpflichtend. 

Wie wichtig ist Corporate Social Responsibility für Unternehmen?

Unsere Gesellschaft wird immer kritischer bei der Auswahl der Unternehmen, bei denen sie einkaufen, in die sie investieren oder für die sie arbeiten. Unternehmen, die zeigen, dass sie sich sozial engagieren und sich für eine lebenswerte Zukunft für uns alle einsetzen, profitieren davon. CSR-Maßnahmen und CSR-Berichte können dabei helfen, das Vertrauen ins Unternehmen zu stärken und wirtschaftlich zu wachsen.

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